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Beitrag vom 03.06.2009
La vraie vie est ailleurs - Das wahre Leben ist anderswo
Clarissa Lempp
"Das wahre Leben ist anderswo", so der deutsche Titel des neuen Films des Schweizers Frederic Choffat, der drei Menschen im Zug begleitet, auf der Reise in ein neues Leben. Mit Sandra Amodio u.a.
Am Hauptbahnhof in Genf brechen drei Menschen auf, zu einer Reise die ihr Leben verändern soll. Eine Forscherin wird in Marseille ihre Ergebnisse vorstellen, um eine weitere Finanzierung zu erhalten. Eine junge Frau zieht mit Sack und Pack samt Katze nach Neapel und ein frischgebackener Vater eilt nach Berlin, um sein Kind zu sehen. Alle drei begegnen einem fremden Gegenüber, das ihre Pläne in Frage stellt.
Genf-Berlin: Ein junger Mann macht sich auf den Weg, seine Freundin und das neugeborene gemeinsame Kind in Berlin zu sehen. Er kommt zu spät zu seinem Zug. In der Wartehalle begegnet er einer jungen Französin, die ihren Zug ebenfalls verpasst hat. Die beiden beginnen sich die Zeit zu vertreiben, indem sie den leeren Bahnhof zum Abenteuerspielplatz machen.
Genf-Marseille: Die ehrgeizige Forscherin (Sandra Amodio) bereitet sich vor, ihre Ergebnisse einer Kommission vorzustellen, die über die Weiterfinanzierung ihres Projektes entscheidet. Im Zug lernt sie einen Lebemann kennen, dessen Reise unfreiwillig in Marseille endet. Als er nicht weiß, wo es für ihn in dieser Nacht weitergeht, nimmt sie in mit in ihr Hotel.
Genf-Neapel: Eine junge Schweiz-Italienerin macht sich auf nach Neapel. Als sie allein im Schlafwaggon liegt, drängt sich ihr der übereifrige italienische Nachtschaffner als Beschützer auf. Während sie dem "goldenen Käfig" Schweiz entrinnen will, versucht er ihr die "Mülltonne" Neapel auszureden.
Drei Reisen, drei Suchen, eine Nacht und die Sehnsucht nach dem Andersartigen. Jede Episode hat Regisseur Frédéric Choffat mit einem minimalen Team gedreht: Zwei SchauspielerInnen, eine Kamerafrau, ein Toningenieur und eine Assistentin. Das Drehbuch, das in Zusammenarbeit mit der französischen Autorin Julie Gilbert entstand, gab nur eine detaillierte Beschreibung der Szene vor, die Dialoge entwickelten sich während den Reisen mit den SchauspielerInnen.
AVIVA-Tipp: Ein filmisch schön gestalteter Blick in ein altes Thema: Die Enge des eigenen Lebens und die Sehnsucht nach dem Anderen. Choffats Spiel mit der geografischen und gesellschaftlichen Lage der Schweiz in Europa ist ein gelungener Kunstgriff, der durch die improvisierten Dialoge lebendig bleibt. Ein Roadmovie der anderen Art, ein intimer und doch humorvoller Blick auf die Konfrontation mit dem ersehnten Fremden, der durch das erfrischende Spiel der Charaktere einen ganz eigenen Ton erhält.
Das wahre Leben ist anderswo
Schweiz 2006
Regie: Frédéric Choffat
DarstellerInnen: Sandra Amodio, Vincent Bonillo, Antonella Vitali, Roberto Molo
Länge: 84 Minuten
Start: 4. Juni 2009
www.lavraievie.lefilm.ch